Andrea Jug-Höhener leitet die Ermittlungsabteilung Wirtschaftskriminalität bei der Kantonspolizei Zürich. Die schon lange beobachtete Verschiebung von Betrugshandlungen in den digitalen Bereich werde durch die Covid-19 Pandemie mutmasslich noch gefördert, sagt die Juristin im Interview. Online-Käufe wurden beispielsweise nicht geliefert oder Lieferungen nicht bezahlt. Auch Online Anlagebetrüger sind auf dem Vormarsch. Für Menschen, deren finanzielle Situation durch die Pandemie schwierig ist, kann es umso verführerischer sein, wenn online hohe Renditen versprochen werden. Dank interkantonaler und internationaler Zusammenarbeit sei es bei Anlagebetrügen einfacher oder überhaupt erst möglich, Tätergruppen zu erkennen und im Einzelfall die Verantwortlichen zu identifizieren und zu lokalisieren. Ein koordiniertes Vorgehen ist deshalb unumgänglich.

Die Anzahl von Corona-Kreditbetrügen ist hoch. Im Kanton Zürich sind es derzeit über 150 Fälle mit einer Deliktsumme von knapp CHF 30 Millionen (Stand November 2020). Da die Unterstützung für von der Pandemie betroffene Unternehmen unkompliziert und schnell sein sollte, konnte die Prüfung nicht so vorgenommen werden wie in normalen Zeiten. «Das hat dem Missbrauch natürlich Vorschub geleistet», sagt Andrea Jug-Höhener.

Andrea Jug-Höhener

Andrea Jug-Höhener leitet seit 2016 die Ermittlungsabteilung Wirtschaftskriminalität bei der Kantonspolizei Zürich. Zuvor arbeitete sie als Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft III für Wirtschaftsdelikte in Zürich.

Vor ihrem Wechsel in die Strafverfolgung war Andrea Jug-Höhener als Rechtsanwältin in Wirtschaftskanzleien in Zürich und New York City tätig und war wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin an der Universität Bern.

Neben ihrer Tätigkeit als Abteilungsleiterin bei der Kantonspolizei Zürich unterrichtet Andrea Jug-Höhener für die Zürcher Polizeischule, das Schweizerische Polizeiinstitut und an diversen Hoch- und Fachhochschulen.

Andrea Jug-Höhener erwarb nach dem Studium an der Universität St. Gallen (lic.iur., 2003) das Zürcher Anwaltspatent in Zürich (2004), absolvierte den LL.M. an der Columbia University School of Law in New York (2011) und promovierte an der Universität Bern am Institut für Strafrecht und Kriminologie (2014). In den Jahren 2016 und 2018 folgten ein CAS in Wirtschaftsstrafrecht und ein CAS „Führen im Polizeieinsatz“.